Biel-Taubertal Challenge
Die Biel-Taubertal Challenge besteht aus 2 Läufen über je 100km. Hiebei handelt es sich um die „Bieler Lauftage“ und die „Taubertal 100“. An der Challenge nehmen Läufer teil, die beide Rennen in einem Jahr absolvieren.
1. Teil: Bieler Lauftage - „Die Nacht der Nächte“
Bei den Bieler Lauftagen handelt es sich um einen der bekanntesten und ältesten 100km Läufe in Europa. So fanden in der Nacht vom 09. auf den 10.6.2023 bereits die 64. Bieler Lauftage über die Distanz von 100 Kilometer statt. Nach meinen Teilnahmen 2018 und 2019 konnte ich dieses Jahr endlich auch wieder am Start stehen.
Die Strecke hat sich in den Vergangenen Jahren mehrfach geringfügig verändert so ist der Start jetzt
etwas am Rande der Stadt in der Tissot Arena, während dieser bei meiner letzten Teilnahme 2019 noch an der Esplanade Sporthalle im Zentrum der Stadt lag. Der Start erfolgt um 22 Uhr.
Bei gefühlt tropischen Temperaturen; laut meiner Aufzeichnung durchschnittlich über 20 Grad; führte der Weg durch die Nacht. Die Strecke war durch die ganze Nacht von Zuschauern gut besucht. Selbst weit außerhalb der Orte standen immer wieder Gruppen, die für Stimmung sorgten und die Läufer anfeuerten.
Trotz der einmaligen Atmosphäre verlaufen die ersten Kilometer sehr schleppend. Nach gefühlt ewigen 4 Stunden erreiche ich die Marathondistanz. Pflicht erfüllt, ab jetzt folgt die Kür. Es läuft jetzt etwas besser. Um nicht an die lange Restdistanz zu denken konzentriere ich mich auf das nächste Zwischenziel in Kirchberg. Dieses befindet sich kurz hinter dem höchsten Punkt der Strecke bei km 56. Durch meine vorherigen Teilnahmen weiß ich, dass es hier eine größere Verpflegungsstelle gibt. Da sich hier der Staffelwechsel für die 2er Staffel befindet sind hier die meisten Zuschauer an der Strecke. Von hier aus ist es „nur“ noch etwas mehr als ein Marathon.
Kurz nach Kirchberg geht es über den Emmendamm, parallel zur berüchtigten historischen Strecke über den vom Läuferfeld „Ho-Chi-Minh-Pfad“ getauften Weg. Dieser wird renaturiert und ist daher leider nicht mehr passierbar. Die neue Strecke führt satt über einen schmalen, zugewachsenen, holprigen Pfad über einen relativ breiten Waldweg. Aufgrund des dichten Waldes ist es aber weiterhin der dunkelste Abschnitt der Runde. Bei ca. Km 65-75 folgt mein Tiefpunkt des Laufs: „Ich hatte gar nicht in Erinnerung, dass der Lauf so viele Höhenmeter hat und es ist immer noch so weit ins Ziel“.
Wie in den Vorjahren ist dieses Tief mit dem einmaligen Sonnenaufgang überwunden. Ich vergesse die müden Beine und laufe ab hier nur noch dem Ziel entgegen und genieße die schöne Landschaft. Nach 10:28:39 und damit deutlich neuer persönlicher Bestzeit komme ich im Ziel an. Trotz der Strapazen war die Runde wieder ein sehr schöner Lauf.
2. Teil: Taubertal 100 - „Der Ritterlauf“
Am 7.10.2023 folgt der 2. 100 Kilometer Lauf in der Challenge. Hierbei handelt es sich um einen Punkt zu Punktlauf von Rothenburg nach Wertheim. Den Lauf habe ich schon seit mehreren Jahren geplant, mir ist nur seit Jahren etwas dazwischen gekommen. Dieses Jahr stehe ich endlich an der Startlinie. Der Lauf erfolgt unter dem Motto „Ritterlauf“, so startet der Lauf in der Mittelalterlichen Altstadt von Rothenburg und die Läufer werden als „Botenläufer“ von einem „Ritter“ nach Wertheim geschickt. Wem diese Strecke zu kurz ist, kann auch auf der längeren Distanz über 100 Meilen (ca. 161 km) nach Gemünden laufen. Mir langen zumindest dieses Jahr aber die 100 Kilometer nach Wertheim. Nach gemeinsamen Einlaufen aus dem Zentrum der Stadt erfolgt um 6Uhr morgens der Start am Rande der Stadt.
Es ist ein recht kühler morgen zudem ist es relativ windig. Entgegengesetzt zum Lauf in Biel komme ich gut rein in den Lauf und schaffe es vom Start weg ein relativ gleichmäßiges Tempo zu laufen. Der Lauf führt größtenteils auf einem Radweg neben der Tauber entlang. Im Gegensatz zu Biel ist die Strecke relativ flach und hat meist nur durch Abstecher durch anliegende Orte kleinere Anstiege.
Der Lauf ist hervorragend Organisiert. Alle 5 Kilometer gibt es Verpflegungsstellen mit Getränken und alle 10 Kilometer gibt es zusätzlich Essen. Hier gibt es alle möglichen Sorten Obst und einen Kartoffelbrei. Das Zwischenziel bei Kilometer 50 erreiche ich nach 4:50. Ich fühle mich gut und überlege erstmals, dass ich mein Ziel 100 Kilometer unter 10 Stunden erreichen könnte.
Weiter geht es an der Tauber entlang. Ich schaffe es mein Tempo etwa zu halten und erreiche das nächste Zwischenziel bei Kilometer 70. Hier konnten Dropbacks abgegeben werden, die vom Start hier hin und später zum Ziel transportiert wurden. Diesen nutze ich um mein langes Trikot auszuziehen da es endlich etwas wärmer und weniger windig ist. Mit knapp 5 Minuten mache ich hier meine längste Pause um mich für die letzten 30 Kilometer zu stärken.
Ein paar Kilometer später ein kurzer Schreck, da ich bemerke, dass ich schon ziemlich lange keine Streckenmarkierung mehr gesehen habe. Ich bin mir unsicher, ob ich noch richtig bin und laufe trotzdem weiter. Der Weg führt durch eine etwas unübersichtliche Baustelle und ich sehe immer noch keine Markierung. Langsam denke ich ich könnte mich vor 1-2 KM verlaufen haben. Nach weiteren 200 Metern sehe ich endlich wieder einen Pfeil auf dem Boden. Puh Glück gehabt, ich bin noch richtig.
Bei Kilometer 80 merke ich, dass ich erstmals unter den 6 Minuten Schnitt gefallen bin. Ich rechne hoch, ob ich es noch unter 10 Stunden schaffen kann. Ich fühl mich immer noch gut also erhöhe ich das Risiko und ziehe das Tempo an und verkürze die restlichen Verpflegungspausen. Auf den letzten 15 Kilometern folgen noch 3 kleinere steile Anstiege. Ich versuche diese so gut wie möglich zu ignorieren und laufe weiter.
Noch 10 Kilometer, nach meiner Hochrechnung wird es ganz knapp mit der 10 Stunden Marke. Ich laufe weiter und zähle die Kilometer runter. 5 Kilometer vor dem Ziel bin ich schon zuversichtlicher, dass es knapp reichen wird. Die letzten 5 Kilometer fliegen vorbei und ich komme nach 09:57:40 ins Ziel. Geschafft. Bestzeit erneut um eine halbe Stunde verbessert und unter 10 Stunden geblieben.
Direkt nach dem Zieleinlauf wird jeder Finisher zum „Ritter von Rothenburg“ geschlagen. Sich dafür nach dem Zieleinauf vor Publikum hinzuknien und wieder unfallfrei aufzustehen ist durchaus eine weitere Herausforderung. :) Die schöne Veranstaltung wird mit einem gemeinsamen Abendessen auf der Burg in Wertheim und der anschließenden Siegerehrung abgerundet.